50 Jahre Elektroflug bei Groß-und Modellflugzeugen
21.Oktober 1973! An diesem flughistorisch bedeutenden Datum erhob sich das weltweit erste elektrisch betriebene, manntragende Flugzeug in Wels erstmals in die Lüfte.
Das Ergebnis war ein Flug von ca. 9 Minuten in einer Flughöhe von 300 Metern. Einige Flüge von ca. 15 min Dauer wurden anschließend noch durchgeführt. Am Steuer saß der damals 23-jährige Sohn von Flugzeugbauer Heinrich Brditschka, Ing. Heino Brditschka (heute HB-Flugtechnik Hofkirchen im Traunkreis). Im Jahr 1973 entwickelte die H.W. Brditschka OHG aus Haid bei Linz bereits das erste manntragende Elektroflugzeug der Welt, die MB-E1 (benannt nach den Konstrukteuren Militky und Brditschka). Fred Militky, ein Flugmodell-Konstrukteur und sein Freund und Flugzeugbauer Heinrich Brditschka führten eine Machbarkeitsstudie durch und holten die Firmen Bosch (Antriebsmotor) und Varta (Nickel-Cadmium Akku-Technik) mit an Bord. Eine HB-3 Serienmaschine wurde modifiziert, ein Bosch-Motor aus einem Gabelstapler eingebaut, der im Überlastbereich über Keilriemen und eine Fernwelle den Schubpropeller antrieb. Den nötigen Strom lieferten 120 NiCd-Varta Akkus, mit einer Kapazität von 25 Ah.
Nach einigen Flügen wurden die Flugversuche eingestellt, da es sich gezeigt hat, dass der manntragende Elektroflug technisch durchführbar sei. Das erhöhte Fluggewicht und die geringen Flugzeiten ließen jedoch keine weitere Verbreitung zu. Die „Belohnung“ war zumindest ein Eintrag ins Buch der Rekorde. Der Weltrekord wurde viele Jahre lang nicht überboten.
Die Elektro-Mobilität, sei es zu Land, Wasser oder in der Luft, ist ja heute in aller Munde. Im Österreichischen Luftfahrtmuseum Graz-Thalerhof wurde am 30. September und 1. Oktober 2023 im Rahmen einer kleinen Veranstaltung an den vor 50 Jahren durchgeführten ersten manntragenden Elektroflug gedacht. Neben dem Rekordflugzeug MB-E1 und dem auch im Museum befindlichen elektrisch betriebenen Ultra-Leichtflugzeug „e-Spyder“ konnte ein modernes elektrisch angetriebenes Segelflugzeug „Silent 2 Electro“ bewundert werden. Dieses motorisierte Segelflugzeug (Spannweite 13.500 mm) stellte der AUA-Kapitän Rudi Schlesinger zur Verfügung. Im Gegensatz zum 120-zelligen NiCd-Akku der MB-E1 kommen hier LiPo-Akkus (2x 14 Zellen, à 56 Ah) zum Einsatz, welche einen bürstenlosen Motor mit Klapp-Propeller antreiben.
Zu dieser Veranstaltung wurden auch Modellflug-Piloten mit elektrisch betriebenen Flugzeugen eingeladen. Rupert Metz brachte seine Spitfire mit, Karl Reiser stellte eine große Transall C-160 sowie eine Dornier Do 328 aus. Neben diesen grandiosen Modellen wurde auch die museumseigene, elektrisch betriebene Junkers Ju 52/3m D-AQUI (Maßstab 1:9) auf Schwimmern präsentiert. Der Autor Heimo Stadlbauer zeigte mit einem der ersten ferngesteuerten Graupner E-Segler „HI FLY“ aus 1973, eine Konstruktion von Fred Militky, und einem modernen Voll-Kunststoff Freudenthaler-Wettbewerbssegler „Surprise 15“ den enormen Fortschritt beim Modell-Elektroflug.
In eindrucksvoller Weise konnte der Elektroflug von seinen Anfängen vor fünfzig Jahren bis heute bei den manntragenden Maschinen und Modellflugzeugen dargestellt werden. Das Luftfahrtmuseum Graz-Thalerhof (www.luftfahrtmuseum.at) weist neben zahlreichen Jets, Propellerflugzeugen und Seglern auch eine sehenswerte Modellflugausstellung auf. Wieder geöffnet ab 1.Mai 2024 an Sonn-und Feiertagen.
Fotos:
--1: Der damalige Pilot des sich im Hintergrund befindlichen Weltrekord-Flugzeugs MB-E1 von 1973 Ing. Heino Brditschka und der Autor Heimo Stadlbauer (rechts)
--2: Entsprechend dem Thema „50 Jahre Elektroflug“ wurden auch elektrisch betriebene Modellflugzeuge ausgestellt
--3: Rupert Metz bei seiner wunderschönen Supermarine „Spitfire“, Spannweite: 2.400 mm, Gewicht: 12.000 g, Akku: LiPo 12s
--4: Karl Reiser brachte den wunderschönen Nachbau einer Dornier Do 328 mit, Spannweite: 3.600 mm, Gewicht: 24.800 g, Akkus: 2x 12s, 7 Ah
--5: Karl Reiser konnte hier einmal seine Transall C-160 im Maßstab 1:10 vor dem Original präsentieren, Spannweite: 4.000 mm, Gewicht: 24.000 g, Akkus: 2x 12s, 7 Ah
--6: Als seit Jahrzehnten eingefleischter Elektroflugpilot zeigt hier der Autor Heimo Stadlbauer die Entwicklung des Modell-Elektroflugs anhand eines 1973 von der Fa. Graupner angebotenen „HI FLY“ aus Balsaholz, angetrieben von einem Bürstenmotor mit Getriebe und zehn gewichtigen NiCd-Akkuzellen (12 Volt). Rechts das moderne Hochleistungs-F5F Wettbewerbsmodell „Surprise 15“ von Rudi Freudenthaler in Voll GfK-Bauweise mit bürstenlosem Getriebemotor für 3 bis 4s LiPo-Akkus
--7: Die dem Museum gestiftete, elektrisch betriebene Junkers Ju 52/3m D-AQUI im Maßstab 1:9 auf Schwimmern, Spannweite: 3.250 g, Gewicht: 13.000 g, Akkus: 3x 6s
--8: Ein modernes elektrisch betriebenes Segelflugzeug „Silent 2 Electro“ mit dem Betreiber AUA-Kapitän Rudi Schlesinger (rechts). Spannweite: 13.500 mm, Leergewicht: 210 kg, Akkus: 2x 14s, 56 Ah. Im Hintergrund ein elektrisch angetriebenes Ultra-Leichtflugzeug „e Spyder“, Spannweite: 10.100 mm, Leergewicht 182 kg, Akku 13 kWh