Flugmodelle werden nicht nur gebaut. Sie entstehen im Kopf und auf der Werkbank.

So ersuchte er uns um gebrauchtes Material welche zu neuen Leben erweckt werden sollte. Ein flugtaugliches Modell erbaut aus den Inhalten der Restekiste sollte es werden. Schönheit und Eleganz wurden nicht eingeplant. Gespendet wurde unter anderen Airfish Tragflächen und Höhenleitwerk, div. Balsa und Sperrholz Reste, Depronplatten, Tapetenreste, Luftschlauch einer Schiebetruhe, CFK Angelrute, CFK-Rohr, Bürsten-Elektromotor mit Regler und Luftschraube, Litzendrähte, Stäbchen von Speiseeis Schlecker und roter Farbspray. Keine leichte Aufgabe. Wo verbaut man schon einen Luftschlauch oder Speiseeis Stäbchen?

Rumpf und Leitwerke
Peter baut liebend gern in Holz. Es gibt nicht mehr viele Kollegen von dieser Spezies. Peter weiß auch warum ein Flugzeug fliegt. Und viel wichtiger, er weiß auch was man daran verbessern könnte.
So war von Anfang an klar dass es ein XXL-Airfish werden wird. Die Angelrute würde das hintere Ende des Rumpfes werden, das HLW wurde vom  Original Airfish genutzt und das Seitenleitwerk aus Depron wurde mit Balsa eingerahmt und mit Tapete bespannt. Die Rumpfkeule des Original Airfish wurde mittels Balsa und Sperrholz modifiziert und ist mächtig anzusehen.

Tragflächen
Airfish Flächen sind ein Garant für gutes stabiles Gleiten. Jeweils zwei Flächen wurden mit einem negativen Knick verleimt. Unsere Frage: Warum negativ? Antwort: Die Minimoa hat das auch und fliegt super. Und warum die Querruder ganz innen? Antwort: Die können vielleicht auch eine Klappenfunktion übernehmen. Den Argumenten kann man nichts mehr hinzufügen.
Das anfängliche Problem mit der V-Stellung und deren Fixierung am Rumpf hat er bravourös, ich möchte fast sagen genial gemeistert. Wer die SG-38 und ihren Spannturm kennt weiß was ich meine. Die Fixierung erfolgt am Rumpfbrett mittels Gummiringe aus dem Luftschlauch, befestigt an den Speiseeis Stäbchen. Zur Schwerpunkteinstellung können die Tragflächen am Rumpf verschoben werden.

Motorisierung und Elektronik
Es war von Anfang an klar dass der Bürstenmotor nur deswegen Funken am Kollektor sprüht um Leistung vorzutäuschen. Aber warum nicht, der Quirl dreht sich und wird seine Sache gut machen. Die gespendeten Litzendrähte wurden auch verbaut, aber das zu erklären wäre ein eigenes Kapitel geworden.

Erstflug
Ich habe schon öfters das Prozedere erlebt wenn ein Großmodell vor dem Erstflug geprüft und freigegeben wurde. So ähnlich lief es auch bei uns ab. Letztendlich waren alle von der Stabilität der Ausführung überzeugt. Ob und wie es fliegt würde sollte sich nun weisen. Etwas böiger Wind aus Nord gab uns die Wurfrichtung vor. Hoffentlich schafft  er es über die Dammkrone war unser aller Gedanke.
Kurzer Anlauf und Wurf. Synchron dazu etwas Gänsehaut über den Rücken – und es flog. Und es flog so gut als hätte er noch nie etwas anderes getan. Ruhig und fast majestätisch glitt der XXL Airfish gegen den Wind. Der etwas nervöse Pilot informierte uns während des Steigflugs über den zu ändernden Schwerpunkt. Sonst keine Mängel. Nach einen beachtlichen Gleitflug wurde vor Aufregung eine Mitwindlandung praktiziert, aber immerhin perfekt aufgesetzt. Nachhaltigkeit auch im Modellbau, ein interessantes Thema.

Spannweite: 3600mm
Gewicht: 2860g
Motorisierung: Graupner Ultra 1300-9 Bürstenmotor
Stromversorgung: LiPo 4s 4000
Kein Bauplan verfügbar
Modell Erbauer Peter Chielli