20 Jahre Pippifuzz bei der Weißen Möwe Wels
Befragt man Dr. Google, der ja bekanntlich (fast) allwissend ist, nach dem Wort „Pippifuzz“, so erscheint ein Link zu einem Modellflugwettbewerb bei der Weißen Möwe Wels, für das Wort selbst hat aber auch er keine genaue Erläuterung.
Zur Klärung des scheinbar Unergründlichen blicken wir 20 Jahre zurück, der Ostblock war zerfallen, die Grenzzäune waren niedergerissen und unsere nördlichen und östlichen Nachbarstaaten waren plötzlich für uns erreichbar. In diesen Ländern existierten schon lange kleine, aber feine Manufakturen, welche Flugmodelle zu vergleichbar günstigen Preisen anboten. Findige Modellflieger, so auch Karl Haslinger und K.-H. Ankowitsch von der Weißen Möwe Wels nutzten derartige Kurzurlaube, um hin und wieder ihr Modellflugequipment zu ergänzen. Wieder einmal nach einem derartigen Einkaufsausflug brachten sie einen kleinen, 1,7m spannenden Zweiachs-Thermiksegler namens „Sandy“ mit nach Hause. Im Kreise der Kollegen wurde die neueste Erwerbung begutachtet, der anwesende Wolfgang Müller () meinte dazu etwas geringschätzig, ein 08/15, ein Pippifuzz-Modell. Keine Voll-Gfk Fläche in Schalenbauweise, kein 6-Klappenflügel, kein Carbon verbaut, ein einfaches Modell mit bespannten Rippenflächen und Gfk-Rumpf in feinster Bauweise eben. Am nächsten Tag wurde das Modell am Gummiseil gestartet und die ersten Thermikflüge erfolgreich absolviert, die Teilnehmer ritterten um den längsten Thermikflug > das Pippifuzz - Fliegen der Weißen Möwe Wels war geboren. Heute, 20 Jahre später, hat sich das Bild der eingesetzten Modelle gewandelt, vorzugsweise werden Kreationen aus der RC-RES (neu F3L) Klasse eingesetzt. Es gibt auch im Inland eine nicht mehr überschaubare Menge an geeigneten Baukästen zu erstehen. Geblieben ist die Einfachheit der Bauweise, der Start in die Thermik mittels Gummiseilhochstart und die Schlichtheit und Nachvollziehbarkeit des Regulativs. Jeden zweiten Montag, bei fliegbarem Wetter, treffen sich die Oldies der Weißen Möwe Wels zum Pippifuzz-Bewerb, das Gummiseil wird ausgelegt und die Teilnehmer messen sich im Thermikflug und der Landequalität. Für den Chronisten besonders amüsant zu beobachten war, dass die einzelnen Durchgangswertungen handschriftlich in einem A5-Schulheft vermerkt werden, am Ende des Bewerbes mit dem Lineal ein Strich gezogen wird, in gestochener Handschrift summiert und so der Tagessieger ermittelt wird. Kein Excel-Auswertungsprogramm, kein Drucker, kein Laptop im Einsatz > einfach Pippifuzz, wie es leibt und lebt. Am Ende der Saison wird dann der Jahressieger prämiert, es gibt kleine Preise, gespendet von den Modellbaufirmen und Pokale zu gewinnen. Für die Statistikverliebten unter uns gilt zu vermerken, dass in den 20 Jahren 5 Organisatoren, 30 Teilnehmer und 4 verschiedene Jahressieger das Geschehen geprägt haben. Es wurden 310 Wettbewerbstage mit durchschnittlich 12 Teilnehmern, was die erkleckliche Anzahl von 14.880 Gummihochseilstarts ergibt, abgehalten. Möge den Senioren der Weißen Möwe Wels noch lange die Gesundheit, die Liebe zum Modellflug und die Freude am kleinen, aber feinen Modellflugbewerb, dem Pippifuzz erhalten bleiben.