Black Horse bietet das ARF Fertigmodell im Maßstab 1:4 an, ideal um es in Semi-Scale Design zu gestalten.

Einfach zum Nachdenken
Black Horse bietet das ARF Fertigmodell im Maßstab 1:4 an, ideal um es in Semi-Scale Design zu gestalten. Mein Vorbild sollte die OK-FAI aus der Tschechischen Republik werden, welche in etwa der Modellfolierung entspricht. Was lag also näher als meine beiden Mädels in das Projekt einzubinden? Bildbearbeitung am PC ist erlernbar, also würden wir gemeinsam die Aufkleber gestalten, auf Klebefolie drucken und aufbringen. Gemeinsamkeit heißt der Klebstoff welcher uns zusammenhält. Warum ich hier für Jugendförderung plädiere? Errechnet mal den Altersdurchschnitt eures Vereins und kalkuliert wie viele aktive Piloten unser herrliches Hobby in einigen Jahren noch ausüben werden? In unserem Verein lehre ich Jugendlichen das Modellfliegen in Theorie und Praxis. Von A wie „Aerodynamik“ bis Z wie „Zum Fliegen braucht es Disziplin“.  Das komplette Paket. Wenn am Ende der Schulung nur ein wenig Wissen hängen geblieben ist und der Schüler dem Verein beitritt, ist das Ziel erreicht.
Emotionen
Wir wollen Details der tadellosen Verpackung und das Prozedere der Restmüll Entsorgung im Wertstoff-Sammelzentrum gern überfliegen. Widmen wir uns lieber dem Ritual der Kontrolle des Lieferumfangs mittels Bauanleitung. Der Bausatz ist wegen der Möglichkeit der Elektro- und Verbrennermotorisierung überkomplett ausgestattet. Manches kann im ersten Moment gar nicht zugeordnet werden, es ergibt sich jedoch während der Bauphase. Die Abbildungen sind streckenweise zur Lieferung nicht stimmig, dies stellt aber bis auf die fehlenden Radachsen  kein Problem dar. Und endlich der Moment auf den die Vorfreude in Euphorie umschlagen sollte. Gefertigte Hohlkehlen an allen Rudern! Vollmundig propagiert in der Bausatzbeschreibung: „Alle Ruder in aufwändigen Hohlkehlen gelagert“ und ebenso abgebildet im Manual. Die Ernüchterung folgte prompt. Keine einzige Hohlkehle war zu finden. Weder an Seiten- und Höhenrudern. Ebenso gähnende Leere an den Querrudern und Landeklappen. Hohlkehlen, die schönste spaltfreie Ruderanbindung schlechthin. Funktionell und optisch eine Aufwertung für das Modell. Nichts und nirgendwo. Umsonst gefreut. Der Händler meines Vertrauens hüllt sich bisher in Schweigen.
Der Rumpf
Das komplette Modell ist aus gelasertem Balsasperrholz in Gitterstegbauweise aufgebaut und zu einem stabilen Ganzen verklebt worden. Zusätzlich wurde an neuralgischen Positionen eine Vollbeplankung aufgebracht was zur Verwindungssteifigkeit beiträgt. Trotz dieser Leichtbauweise rate ich dringend das Modell erst einmal komplett zusammen zu bauen um mittels Schwerpunktwaage den zu erwartenden Ballast zu ermitteln. Und dieser ist beträchtlich. Der Motorträger ohne Motor wurde mit fast 1,7kg belastet um den angegebenen Schwerpunkt zu erreichen. Daher alle Komponenten so weit wie möglich im vorderen Rumpfteil montieren. Der Motordom z.B. wurde mit Glasfasergewebe verstärkt, was zusätzliches Gewicht bringt. Man braucht diesbezüglich keine Hemmungen zu haben, besser als Bleiklumpen durch die Luft kutschieren. Elektropiloten tun sich da mit einem zusätzlichen Akku sicher leichter. Bedenken hatte ich beim Anblick der Fahrwerksaufnahme welche derart verschachtelt und versteckt ist, dass eine zusätzliche Verstärkung nicht machbar ist. Die Anlenkung des Seitenruders erfolgt mit Stahldrahtlitzen, die Höhenruder werden mit zwei Servos und Glasgestänge Bowdenzüge bewegt. Rohraufnahmen für die geteilten Tragflächen und Höhenleitwerke sind fertig eingebaut. Auf den Punkt gebracht, der sauber folierte Rumpf ist außen und innen betrachtet eine wahre Augenweide.
Motorisierung
Elektro oder Verbrenner, beides ist möglich. Es ist nur eine Frage der Perspektive denn die Motorhaube ist prädestiniert um einen 2 Zylinder Treibling aufzunehmen. Ganz zu schweigen vom Sound und der Optik einer Doppel-Auspuffanlage wie beim Original. Oder vielleicht ein Brushless Motor mit fetten LiPo Antriebsakku und dazu ein Soundgenerator mit 5 Zoll Lautsprecher? Den Zuschlag erhielt das Verbrenner Konzept mit dem RCGF Stinger 30ccm Benzin Boxer von KPO-Flugmodellbau. Das Triebwerk mit der Ausrüstung Combo 6 ist preiswert und passt perfekt unter die Haube. KPO- Flugmodellbau hat mir auf Wunsch die Krümmerflansche um 15° zur Hochachse gedreht angelötet. Die beiden Flex-Krümmer mit Pefa Dämpfer und Teflonverbinder ergeben eine erprobte Anlage mit welcher der Motor mit sonorem Klang ausatmet. Alkylatbenzin gemischt mit Stihl HP ultra im Verhältnis 30:1 schluckt er mit Vorliebe. Das Gas-Servo wurde mit Hinblick auf kurze Gestängelänge am Motorträger befestigt. Die  Choke-Betätigung erfolgt mechanisch über einen Stahldraht, welcher aus der Motorhaube herausgeführt wird. Über den Motor zu berichten hieße ins Schwärmen zu geraten. Perfekt im Startverhalten, in der Gasannahme und der Laufruhe. Und kräftig genug um typengerechten Kunstflug auszuführen. Händler und Motor, ein gelungenes Konzept.
Sprit und Strom
Für beide Betriebstoffe gilt es Platz zu finden. So weit wie möglich nach vorne Richtung Brandschott. Im Motordom ist auch Raum dafür. Zuerst planen, dann probieren und letztendlich bauen. Der im Lieferumfang enthaltene 500ml Tank wird zuerst mit den Spritschläuchen und Schlauchklemmen bestückt und danach mit Kabelbindern und seitlichen Leisten im Rumpf fixiert. Achtung: die mitgelieferten Spritschläuche für Glühzünder Treibstoff sind nicht benzintauglich. Ein Schlauch wandert zum Vergaser, die beiden anderen dienen zum Tanken und zur Entlüftung. Ich habe beide am Rumpfboden herausgeführt. Die elektronische Doppelzündung wird von einem 1800mA LiPo versorgt und mittels Klettband unter dem Tank fixiert. Per Sender ein- und ausschalten kann man die Doppelzündung mit dem Zündschalter 3 von SM Modellbau. Eine  blinkende Leuchtdiode zeigt den Betriebszustand an. Zwei 2100mA LiPo Akkus für Elektronik, Empfänger und Servos werden gemanagt von der kompakten Emcotec DPSI Micro DualBat Doppelstromversorgung mit Magnetschalter und wählbarer Ausgangsspannung. Die Stromspeicher wurden festgezurrt in einer ausziehbaren Lade über dem Tank. Der Kabelbaum wurde letztendlich am Holz fixiert mit dem  Performix Plasti Dip, eine flüssige Gummipaste welche nach dem Trocknen elastisch bleibt.
Der Betrieb mit vorgeschlagenen 5 Kanal Empfänger ist machbar jedoch jedes Servo sollte seinen eigenen Empfängersteckplatz bekommen. 12-14 Kanäle sollten es schon sein.
Rollen und Lenken
Das zweiteilige Hauptfahrwerk aus Alu mit den gewaltigen Weel Pants wird mit je 2 Stahlschrauben M3 an der Rumpfunterseite fixiert. So eine starre Befestigung ohne Sollbruchstelle mag ich überhaupt nicht. 6,7 kg Flugzeugmasse verteilt auf vier Schrauben plus die Belastungskräfte welche beim Landen auf einer holprigen Rasenpiste am Rumpf zerren?  Meinem Freund hat es bei der Gilmore von Black Horse das Fahrwerk inklusive Teile der Rumpf-Inneneinrichtung herausgerissen. Gleicher zarter Gitterstegrumpf, gleiche starre Befestigung. Nicht jeder Verein ist mit einer spiegelglatten Hartpiste ausgestattet.Meine Meinung zum Heckfahrwerk: Kauft euch ein Anderes, welches funktioniert und lenkt.  Dass es sich nicht bewegt liegt an den hohen Reibungskräften der Lagerplatte, verursacht durch den steilen Anlenkwinkel der Spiralfedern.
Kabinen- und Motorhaube
Die lange Kabinenhaube erlaubt  großzügigen Zugang zum Rumpfinneren, für bequemen Akkuwechsel oder Wartungsarbeiten. Am Haubenrahmen ist nur mehr der Pilot, die Nackenstütze und die Verglasung zu befestigen. Der Schiebeverschluss mit dem die Kabinenhaube am Rumpf fixiert wird ist bereits eingebaut. Die Verklebung der Verglasung am Rahmen erfolgt mit einem farblosen Kontaktkleber. Dabei wird der Tiefziehteil in den noch feuchten Kontaktkleber eingebettet, mit Kreppband fixiert und einen Tag trocknen gelassen. Diese Verklebung ist flexibel und hat sich bewährt.
Die fertig lackierte Motorhaube ist wirklich gut gelungen und ein echter Hingucker. Die Position der Haubenmitte zur Kurbelwelle kann man mittels Schablone bestimmen. Sofern man den Abstand vom Motordom zum Haubenvorderteil vermessen und den Motor dementsprechend montiert hat. Die Vorgabe von 150mm kann ich nicht bestätigen, bei mir sind es 170mm geworden.
Tragflächen
Die transportfreundlich zwei geteilten Tragflächen sind in Gitterstegbauweise gefertigt, beplankt und bespannt. Ein 25mm Alurohr übernimmt die Aufnahme und Verbindung zum Rumpf. Querruder und Landklappen werden mit Vliesscharnier befestigt und verstiftet. Der Kabelbaum wurde mit Kabelbinder an einem Balsastab befestigt und dieser in die Tragfläche eingeklebt. Dies hilft Vibrationsschäden zu vermeiden. Die Ruderhörner sind stabil und werden mit den Rudern verdrehsicher verschraubt. Eine gute Lösung. Ausgetauscht wurden die  Anlenkungen durch M3 Kugelgelenke um auch seitliche Gestänge-Auslenkungen aufnehmen zu können. Die Befestigung der Tragflächen am Rumpf ist mittels Schrauben vorgesehen. Meine Lösung mit dem Flächenverbinder M5/200 von Aeronaut ist sicher nicht so kostengünstig, schont aber bei Stoßbelastung die Rumpfseitenwände. Der Verbinder funktioniert wie eine Euro-Druckluftkupplung mittels Einschnappen.
Leitwerke
Die Leitwerke sind weit vorgefertigt, lediglich die Anlenkung mit den stabilen Ruderhörnern und die Anscharnierungen mit Vliesscharnier sind durchzuführen. Das Seitenruder wird mit der beiliegenden Stahllitze angelenkt, die Höhenruder mit Glasfaser Stoßstangen aus dem eigenen Lager. Zum platzsparenden Transportzweck wurde das Höhenleitwerk demontierbar ausgeführt. Dazu müssen allerdings auch die  Leitwerksstützen abgeschraubt werden. Ob man diese diffizile Arbeit am Flugplatz jedes Mal durchführen will bleibt einem selbst überlassen.
Finish
Für den Flugbetrieb an heißen Sonnentagen wurden alle Ruder mit 2mm Entlüftungsbohrungen an der Wurzelrippe versehen. Sie verhindern ein Aufblähen der Folie bei direkter Sonnenbestrahlung. Abschließend wurde die komplette Folierung mit dem Folienbügeleisen nachgespannt. Die von Oracover empfohlene Temperatur von 130° wurde schrittweise bis auf 165° gesteigert um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Die Ursache der höheren Temperatur lag sicher daran, dass ich einen dicken Bügeleisenschutz verwendete. Wer den beiliegenden Dekorbogen nicht verwenden will, dem empfehle ich selbst einen  herzustellen. Bewährt hat sich eine 35ym laserbedruckbare Polyesterfolie welche wetterfest und UV-Strahlen resistent ist. Vorlagen dazu finden sich im Netz. Wasserschiebebilder sind nicht elastisch und daher auf Bügelfolie nicht geeignet.
Rollout und Airborn
Das Auswiegen des Schwerpunkts brachte das Ergebnis einer konsequenten „Alles nach vorn“ Bauweise. Kein zusätzlicher Ballast war nötig. Die Ruderausschläge sind im Manual ersichtlich, aus Erfahrung wurde an allen Rudern 60% Expo beigemischt. Also los geht’s zum Rolltest. Der Motor würde keine Überraschung bringen, er wurde im Vorjahr in meinem fliegenden Prüfstand mit ca. 7 Liter Sprit einlaufen gelassen. Bereits mit erhöhtem Standgas sind Rollmanöver möglich, ein Zacken höher am Gasknüppel und das Höhenleitwerk hebt ab. Die Rollrichtung lässt sich mit dem breiten Seitenruder bei 80% Expo einwandfrei steuern. Zurückrollen in den Vorbereitungsraum, alles noch mal sorgfältig durchgecheckt, wobei dieses Alibi-Prozedere sowieso nur dem Stressabbau dient. Nachtanken, Motor blubbert und will sagen: Raus auf die Piste, das Ding fliegt. Du wirst sehen. Meine Mädels haben nur einen Wunsch: Bring unsere Aufkleber unzerknittert wieder runter. Die Zlin rollt los, nimmt kurz darauf ihr Leitwerk hoch, gewinnt weiter an Geschwindigkeit und hebt fast von selbst ab. Ein kurzer Tipp am Höhenruder und sie fliegt. Die Ruderausschläge werde ich erst mal so belassen, das Höhenruder wurde etwas hoch getrimmt. Figuren bin ich erst viel später geflogen, erst mal die Augen und Ohren am herrlichen Flugbild weiden lassen. Jetzt die Landung. Schön hoch anfliegen, Klappen setzen, kurz vor der Bodenberührung abfangen und ausschweben lassen. Und sie schwebt lange! Fast schon zu lange. 150 Meter Piste sind schnell vernascht, der flache und daher tragende Rumpfboden macht es möglich. Sie rollt aus, Zündung aus, Erstflug geschafft. Wer kennt es nicht das Gefühl? Alle Spannung fällt ab und macht einer unendlichen Zufriedenheit Platz. So soll es sein, das ist Modellbau.
Anmerkung
Nach einer kurzen Lieferpause wird Black Horse dieses Modell Ende 2021 wieder auf den Markt bringen.
Technische Daten
Spannweite:  2145mm
Länge: 1641mm
Gewicht Herstellerangabe:  5,7 kg
Fluggewicht betankt:  6,7 kg
Funktionen: Quer, Höhe, Seite, Landeklappen, Motor
8 Servos: Hitec HS-645 MG Analog
Motor: RCGF 30ccm Boxer Benzin
Luftschraube: Metts 2 Blatt 18x8
Materialbedarf
Empfänger: Futaba R70114SB
2 Akku Empfänger: LiPo XCell Cracker 2100mA 2S
1 Akku Zündung: LiPo XCell Cracker 1800mA 2S
1 Doppelstromversorgung: Emcotec DPSI MicroDualBat
1 Zündungsschalter:  SM Modellbau Typ 3 GPN/UNI
Bilder
1    Die Mädels (Lea und Leonie) waren nicht nur für das Design zuständig sondern rüsten jetzt auch das Modell mit Strom und Sprit auf.
2    Beide Schalldämpfer werden mit Schellen an der Rumpfunterseite montiert
3    Die Montage der Antennen erfolgt im 45 Grad Winkel in der Rumpfinnenseite
4    Befestigung des 2teiligen Hauptfahrwerks mit Stahlsschrauben
5    Deutlich zu sehen, warum die Zugkräfte der Spiralfedern eine hohe Reibung am Drehpunkt verursachen
6    Steckverbindung des 2teiligen Höhenleitwerks
7    Verbindungssicherung durch Schraubenklemmung
8    Die Abstützungen des Höhenleitwerks müssen beim abmontieren der Leitwerke demontiert werden
9    Die Kabinenhaube sitzt perfekt ohne Nacharbeit an der Rumpfkontur
10    Überlange Stehbolzen waren auf Grund der benötigten Länge selbst zu fertigen
11    Mit einer Pappschablone wird die Position der Motorhaube zur Kurbelwelle eingestellt
12    Das Halterung des Gas-Servos wurde in die Stehbolzen integriert
13    Für saubere Ansaugluft wird der hängende Vergaser mit einem Gitter versehen
14    Der Motor passt perfekt unter die Hamsterbackenhaube
15    Freistellungen und Einfassungen an der Motorhaube
16    Der Choker wird durch Zug und Druck mechanisch bedient
17    So präsentiert sich der Rumpf nach Abnahme der Kabinenhaube. Da kann mit beiden Händen hinein gelangt werden
18    Herrlich fragile und doch stabile Gitterstegkonstruktion
19    Der Motordom wurde mit Glasfaser verstärkt. Gewichtsersparnis spielt hier keine Rolle
20    Die Akkus sind so weit wie möglich vorn verstaut. Die Akkulade kann herausgezogen werden. In unmittelbarer Nähe die T-Stecker Kontakte.